Bevor die Bagger Erde schieben, werden Akten getürmt. Etliche Vorarbeiten für die Entwicklung des Interkommunalen Gewerbeparks Oberhessen befinden sich nach wie vor auf einer bürokratischen Autobahn – auf mehreren Spuren, mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Das gemeinsame Ziel: in zwei Jahren fertig zu sein.

Was gibt es Neues zum Gemeinschaftsprojekt der Kommunen Nidda, Gedern, Hungen, Ortenberg, Schotten und Echzell? Auf etwa 19 Hektar soll an den Bundesstraßen 455 und 457 für Unternehmen eine besondere Fläche geboten werden. Das Leitbild lautet »Grün statt Grau«. Was hier gebaut wird, soll nachhaltigen Kriterien standhalten (diese Zeitung berichtete). Passend auch der Name: Unter Igo Green wird das Projekt vermarktet.

Komplexe Planung, zahlreiche Behörden

Die Bauleitplanung liegt in den Händen der Stadt Nidda, Bürgermeister Thorsten Eberhard ist der Vorsitzende des Zweckverbands. Nach der Sommerpause soll das NiddaerStadtparlament einen weiteren Schritt der Bauleitplanunganschieben: Die Offenlage des Satzungsentwurfs. Der schon angepasste Generalentwurf geht an die Träger öffentlicher Belange, also Behörden, Anwohner, Naturschutzverbände und andere. Anfang 2025 könnte der Leitfaden endgültig besiegelt werden. Bis es so weit ist, läuft vieles parallel: Der Regionalplan Südhessen des Regierungspräsidiums Darmstadt muss angepasst werden. Gleichzeitig hat die Stadt Nidda die archäologischen Arbeiten vergeben. Vermutlich im August beziehungsweise September soll der Boden auf historische Relikte untersucht werden. Auf einem Acker zwischen Borsdorf und Harb wurde 1855 der berühmte Borsdorfer Henkel gefunden, ein Stück eines Bronzegefäßes aus dem 5. Jahrhundert. »Findet man etwas, müssen wir in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege schauen, wie man damit umgeht«, sagt Joachim Thiemig von der JPLH Consult Gesellschaft. Thiemig ist mit der Geschäftsführung beauftragt. Die archäologischen Befunde, die verkehrliche Erschließung sowie die Kampfmitteldetektion könnten zu besonderen Herausforderung werden. Zeit ist Geld.Es wurde untersucht, wie eine möglichst CO2-neutrale Versorgung gelingen kann. DerVerband hat sich gegen eine zentrale Energieversorgung entschieden. Eine Geothermie

über drei Meter Tiefe ist aufgrund des Heilquellenschutzgebiets nicht möglich. Das Einsparungspotenzial von Kohlendioxid mit einem Wärmenetz mit Energiezentrale wäre ähnlich hoch, als ob die neuen Grundstückseigentümer mit Wärmepumpen arbeiten würden. »Ob Solarthermie, Geothermie oder anderes – wie eine Firma ihren Wärmebedarf deckt, ist nicht vorgegeben. Der Energiebedarf ist bei jeder Firma unterschiedlich, kann heute noch gar nicht kalkuliert werden«, erklärt Thiemig. Für das Mobilitätszentrum wird noch ein Betreiber gesucht. 2025 könnte mit der Erschließung begonnen werden. Das beschreibt zum Beispiel Arbeiten für die Erdtrassen, das Legen der Versorgungsleitungen, das Einrichten der Baustraßen, die Anbindung an die beiden Bundesstraßen, die Ausgleichsmaßnahmen, Grünflächen und anderes. Auch die Planungen für die Wasser- und Abwasserversorgung laufen.

Hoher Einsatz der Beteiligten

Die interkommunale Zusammenarbeit sei ein absoluter Vorteil, sagt Joachim Thiemig.Es spare Ressourcen, bündelt die Kräfte. »Die Zusammenführung der ökologischen, ökonomischen und sozialen Komponenten erfordert von den Beteiligten einen hohen Einsatz. Ich glaube, dass uns das gut gelingt.« Drei Millionen Euro haben die sechs Kommunen anteilig für die Entwicklung und Erschließung berappt. Dieser Zuschuss soll sich durch die Gewerbesteuer nach einigen Jahren wieder amortisieren. Nach wie vor wartet der Zweckverband auf einen Landeszuschuss aus dem Programm» Kommunale Investitionen zur von Industrie- und Gewerbegebieten« in Höhe von circa zwei Millionen Euro. »Damit rechnen wir fest. Wir sind kurz davor, einen Antrag zu stellen«, erläutert Joachim Thiemig. Es gibt noch kein Baurecht, kein vorzuweisendes Produkt. Trotzdem hat der Verband begonnen, sich mit der Vermarktung der Grundstücke zu befassen, will auf der Immobilienmesse Expo Real in München präsent sein. Alle ein bis zwei Monate hat der Geschäftsführer, wie er im Gespräch mit dieser Zeitung mitteilt, eine Anfrage. Wie ernsthaft diese sind, könne man im Vorfeld nicht sagen. Doch er sieht gute Chancen: Aufgrund des Standorts, sowohl in der Region als auch überregional betrachtet, des Konzepts und einer darauf aufbauenden professionellen Vermarktungsstrategie. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bedürfe es einer vorausschauenden Gewerbeflächenentwicklung. Die Ansiedlungsentwicklung in der Monopolregion Rhein-Main schätzt Thiemig nach wie vor als stabil ein.

PM von Miriam Lenz vom 13.062024 im Kreisanzeiger

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